Familienrund
Ein schlichter Raum, irgendwo. Von der Decke hängt eine alte, mit Leinen bespannte Lampe. Ein Holztisch steht in der Mitte, die Wände sind leer bis auf zwei schlichte, vererbt wirkende Landschaftsbilder.
Durch die beiden Fenster des Raums rechts und in der Mitte blitzen die letzten Reste der Abenddämmerung.
Auf dem Tisch brennen zwei Kerzen. Um den Tisch sitzt eine Familie, Vater, Mutter, ihre drei Kinder. Sie sitzen still. Sie alle sehen, zufällig vielleicht, in die Flamme derselben Kerze. Eine unerklärliche Spannung liegt über der Szene.
Der Vater senkt den Blick, faltet die Hände und hebt an zu beten:
"Gott Vater im Himmel, in deinen Händen liegt unser Schicksal. Wir sind Würmer im Antlitz des Universums. Demutsvoll danken wir dir, oh Herr, immer, egal, was geschehen mag, Kinder deiner bleiben zu dürfen."
Die Kinder pressen im Gebet ihre Hände zusammen. Der Älteste, er ist etwa vierzehn Jahre alt, schließt die Augen. Seine Lippen beben verzagend, Tränen fließen seine Wangen hinab.
"Ich weiß, was du empfindest." erklärt der Vater so sanft er kann. "Du möchtest noch so viel sehen, erleben. Alles das, was dir die Menschheit versprochen hat. Ich weiß, dass das nur ein schwacher und herablassend klingender Trost sein kann: Aber glaube mir, mein geliebtes Kind, es macht keinen Unterschied. Im Antlitz Gottes ist alles gleich. Du bist ein Kind Gottes, so wie wir alle. Ein Teil von ihm."
Der Junge scheint nicht zu reagieren, weint nur immer weiter. Auch die beiden Kleineren in den Armen der Mutter stimmen jetzt schluchzend mit ein. Draußen wird es hell. Der Vater erhebt sich, sieht nach draußen, legt lautlos eine Hand auf den Nacken des Ältesten. Fernes Grollen wird laut, mit ihm verstärkt sich das Weinen der Kinder.