Montag, 20. September 2010

Die letzten Zauberberg-Folgen



Die letzten Zauberberg-Folgen


Der Zauberberg als Seifenoper. Ursprünglich verfasst gegen Ende der 90er, als Optimismus und Thomas Mann-Begeisterung des Autors noch grenzenlos waren. Im Lauf der Jahre mehrfach gekürzt, gestriegelt und um diverse Merchandising-Anspielungen gekürzt. 
Nach einleitenden (und für den Autor nie ganz zufriedenstellenden) Worten beginnt die Handlung dieser als Zusammenfassungen einer Internet-Service-Seite konzipierten Auswahl beginnt etwa bei Folge 310:


"Erinnern wir uns:
In Folge 311 gerät Hans Castorps Cousin Joachim Ziemßen bei einem Startversuch mit seinem neuesten Flugapparat unter einen Pferdeschlitten und stirbt tragisch.
Am Abend herrscht Trauer im 'Sanatorium Sonnenschein'.
Auf einer Seance versucht Dr. Krokowski, Kontakt mit dem Geist des Verstorbenen herzustellen. Es erscheint der krank und erschöpft wirkende Geist Friedrich Nietzsches. Doch die Rede des Philosophen bleibt aufgrund atmosphärischer Störungen unverständlich, und die Teilnehmer verstehen immer nur die Worte Kampf, Wurst und Übermensch. Krokowski bricht die Seance verzweifelt ab.
                                                                                    

Folge 312:
Das Sanatorium nimmt Abschied von Joachim Ziemßen.
Auf der Trauerandacht in der Hauskapelle gewährt Clawdia Hans einen kurzen Blickkontakt.
Am offenen Grab singen Frau Stöhr und Michael Schanze das Duett "Jo, Ade, Jo." (erhältlich auf CD).
Abends entdeckt Frau Stöhr unter ihrem Bett einen Toten und verfällt in panikartigen Stupor. Der von Hans und Frau Iltis herbeigeholte Krokowski kann sie mit Hilfe von Autosuggestion beruhigen.
Als alles schon schläft, führt der von Vorahnungen geplagte Hofrat Behrens eine Röntgen-Untersuchung an sich selbst durch. Doch das Radiogramm bleibt ohne Ergebnis. Behrens hat die Aufnahmen falsch belichtet. Erstmals in seiner Karriere…

                                               
Folge 313:           
Der tote Mann wird von zwei eingetroffenen Kriminalräten identifiziert. Es handelt sich um einen Frauenmörder, der vor zwei Tagen aus der Zürcher Haftanstalt ausgebrochen war. Er hatte sich unter Frau Stöhrs Bett vor der Polizei versteckt und war dort qualvoll erstickt.
Clawdia trifft auf einen geheimnisvollen Russen, der sich als "Zarewitsch" vorstellt. Clawdia kannte früher den Zarewitsch persönlich und misstraut dem Fremden...
Herr Albin zeigt ungewöhnliches Interesse an Hans' Buch "Ocean steamships".


Folge 314:
Ein gefährlich aussehender Asiat tritt beim Mittagessen hinter einem Vorhang hervor und stürzt sich mit einer Machete auf den "Zarewitsch". Der "Zarewitsch" weicht geschickt aus und bricht dem Asiaten das Genick.
Nun stellt der "Zarewitsch" sich wirklich vor. Es ist Mynheer Pieter Peeperkorn. Er hatte seinen Tod nur simuliert, um seine Feinde zu täuschen, die indonesische Mafia.
Zum Einstand hält Peeperkorn gewaltig Tafel. Es gibt Schlachtschüssel mit Blutwurst, eine indonesische Spezialität...
Im Schwips verwechselt Frau Stöhr Indonesien mit Indien und gerät darüber mit Peeperkorn in Streit. Mit einem Bruststechen verlässt der alte Mann den Salon.
Hans' Buch "Ocean steamships" ist verschwunden. Er verdächtigt Herrn Albin, doch der, so sagt man, ist am Morgen nach London abgereist...


Folge 315:
Peeperkorn erholt sich von seinen Beschwerden. Bei einem Spaziergang im Garten versöhnt er sich mit Frau Stöhr. Frau Stöhr schenkt ihm symbolisch einen Strauß blauer Veilchen.
Clawdia zertrümmert versehentlich die Tür zum Speisesaal. Von Hofrat Behrens zur Rede gestellt, leugnet sie die Tat. Hans kommt ihr zu Hilfe und lädt ihre Schuld auf sich. Clawdia lächelt ihn fremdländisch an.
Frau Stöhr hat plötzlich weniger Hunger. Ist es der Magen?


Folge 316:
Ein fahrender Händler trifft im Sanatorium ein. Sein merkwürdiger Aufzug - er trägt Hochwasserhosen und hat seine Haare zu einer Art pomadisierter Roulade aufgetürmt - erweckt allgemein Reserviertheit. Allein Hans läßt sich von der schnodderigen Beredtheit des Männleins fesseln, und ersteht einige Schallplatten. Kurz darauf ist der Händler verschwunden.
Als Hans die Platten unter die Lupe nimmt, stellt er verblüfft fest, daß es sich um Rock’n Roll-Aufnahmen handelt. Während er sie begeistert im kleinen Salon präsentiert, wird eine Reihe von Zuhörern ohnmächtig.
Settembrini wacht am Bett der bewusstlosen Frau Stöhr. Als sie erwacht, gesteht er ihr seine Liebe. Frau Stöhr bleibt distanziert und nennt ihn beim Abschied, scheinbar absichtlich, erneut Semmelbrini.

      
Folge 317:
Naphta vertraut Hans an, Modeschöpfer werden zu wollen und präsentiert ihm einige Skizzen. Hans ist entsetzt, wahrt aber die Contenance und lobt die Entwürfe. Derart ermutigt verlässt Naphta Davos und bricht auf nach Zürich.
Frau Iltis will Bergsteigerin werden und erkundigt sich bei Einheimischen nach Anfängertouren.
Doktor Krokowski hält einen Vortrag zum Thema Zeit. Ungeschickt behauptet Frau Stöhr, die Zeit sei ein Lette und empört dadurch einige Russen.


Folge 318:
Hans erhält einen Brief mit der Aufforderung seines Onkels, er müsse sofort nach Hamburg aufbrechen, er habe das erfolgreiche Venus-Hill-Restaurant geerbt. Eine schlaflose Nacht hindurch ringt Hans mit seinem Gewissen. Endlich entscheidet er sich für die Pflicht. Schon am Bahnhof in 'Platz' stehend, erhält er ein Telegramm von Clawdia: "Hans, verweile doch, du bist so schön."
Frau Iltis trifft mit ihrer Freundin Frau Stöhr aufwendige Vorbereitungen für ihre erste Bergtour.
Am Abend erscheint Hans wieder beim Essen...


Folge 319:
Ein kranker Kalmücke trifft im Sanatorium ein. Über sein Betragen herrscht allgemeine Empörung. Er spuckt auf den Boden und hinterlässt Sonnenblumenkernreste auf dem Mobiliar im großen Salon.
Unter Führung von Frau Stöhr bildet man einen "Benimm-Verein".
Zum Erstaunen aller tritt der Kalmücke dem Verein bei. Schon am nächsten Tag ist sein Benehmen von dem der anderen Gäste nicht mehr zu unterscheiden.
Frau Iltis erklimmt den örtlichen Idiotenhügel und ist von der Aussicht begeistert. Doch auch ihr Führer Pirmin gefällt...


Folge 320:
Naphta kehrt zurück. Auf dem Weg nach Zürich war er in einen Schneesturm geraten, hatte sich verirrt und Zuflucht in einer Almhütte gefunden, die der als verschollen geltende Modeschöpfer Billy Birgel bewohnt. Birgel gab ihm wertvolle Ratschläge, und Naphta will seine Collection nun in Davos fertigstellen.
Naphta trägt einen gelben Plüschmantel und Robin-Hood-Stiefeletten. Er kreiert damit einen neuen Modetrend.
Der lustige Kalmücke, inzwischen zum Liebling des Sanatoriums avanciert, tritt die Rückreise in seine Heimat an. Als bedeutender Politiker muss er sich wieder der Probleme seines Landes annehmen.


Folge 321:
"Tüchtiger Sonntag" in Davos:
Hofrat Behrens amüsiert sich beim Schneeschuh-Tanz mit Mägden aus dem Dorf.
Krokowski steht beim Schnapseln mit Bauern seinen Mann.
Clawdia würdigt Hans keines Blickes. Aus Trotz flirtet jener mit der Slalomläuferin Erika.
Frau Iltis gewinnt den spannenden Wettbewerb im demi-conduit.
Tragisch der Verbleib Settembrinis. Er bricht sich beim Skijöhring ein Bein.              
Abends statten die Bewohner des Sanatoriums dem ans Bett Gefesselten einen herzlichen Besuch ab. Frau Stöhr zeigt sich weniger abweisend und läßt den Invaliden erstmalig ihre Hand halten.


Folge 322:                                              
Hans möchte DJ werden und veranstaltet eine Soiree de disques im Großen Salon. Frau Stöhr wünscht sich "Die Jahreszeit" von "Waldi". Hans kann das Werk nicht finden und legt versehentlich "Rock’n Roll Gipsy" auf.
Frau Stöhr empfindet den Song als Affront und persönlichen Angriff. Verbittert bricht sie mit Hans und verweigert Settembrini den Gute-Nacht-Gruß.
Frau Iltis unternimmt eine romantische Bergwanderung mit Pirmin. Vor dessen Almbauernhof angelangt, will er ihr den Kuhstall zeigen, was sie nicht ohne Hysterie und unter Hinweis auf ihre Garderobe ablehnt. Verstimmt steigen sie wieder ab...


Folge 323:                                   
Naphta veranstaltet seine erste Modenschau, mit Clawdia und Frau Iltis als Mannequins. Settembrini ist von der Collection und deren byzantinischen Einflüssen, die er zu erkennen glaubt, hingerissen.
Gerührt versöhnt er sich mit Naphta auf der Planche. Frau Stöhr zwinkert Settembrini auffällig mit einem Auge zu.
Dr. Krokowski beobachtet Settembrinis Glück mit Eifersucht. Auf der Toilette eröffnet er dem Italiener, daß dieser keine Lungen mehr besitze, sondern seit Jahren gefährliche Bauchatmung betreibe.
Frau Iltis wartet vergeblich auf Pirmin. Spät am Abend erscheint ein Bote. Eine kalbende Kuh sei der Grund für Pirmins Fernbleiben. Sie kann es nicht glauben...


Folge 324:
In der Nacht zum Palmsonntag unternimmt Hofrat Behrens einen zweiten Versuch, sich selbst zu röntgen. Doch wieder ist auf den Aufnahmen nichts zu erkennen. Er hat sie abermals falsch belichtet...
Ein Filmproduzent wird auf Frau Stöhr aufmerksam und spricht sie mit Signora Duse an, worüber Frau Stöhr sich wütend echauffiert.
Unter Tränen übergibt Frau Iltis dem Postboten einen geheimen Brief.
Ein Inspektor Charles "Holmes" von Scotland Yard erbittet von Hans ein Gespräch unter vier Augen..."
                                                                                             


Samstag, 11. September 2010

Pony-Raimund

-->

Pony-Raimund


          
Es ist ein typischer Samstag-Vormittag, und Raimund kümmert sich, so wie meistens in seiner freien Zeit, oben auf der Koppel um seine falbe Ponystute "Young Lady".
Jeder, der von Raimund schon einmal gehört hat, weiß, daß er der größte Wildwest-Fan weit und breit ist. Auch heute sitzt auf seinem Kopf sein Original-Cowboyhut und klappern unterhalb seiner Cowboy-Jeans an seinen Original-Lederstiefeln seine Original-Cowboy-Sporen, die er im USA-Westernshop erstanden hat. Weil Herbst ist, und die Tage langsam kühler werden, hat Raimund auch schon seinen Original-Wildwest-Ledermantel angezogen. Der schützt ihn sowohl vor Kälte als auch vor Feuchtigkeit und sieht obendrein noch cool aus.
Mit völliger Selbstverständlichkeit sattelt Raimund Young Lady, zieht fachmännisch den Ledergurt um den Bauch des Tieres fest, legt das Geschirr um den Hals des Ponys und kratzt sich danach in aller Seelenruhe den Schnauzbart. Ein Fremder, der Raimund so bei der Arbeit zusieht, könnte gar nicht anders, als anzunehmen, hier einen echten, mit allen Wassern des Lebens gewaschenen Cowboy vor sich zu haben.
Raimund hat sich gerade elegant und ohne irgendwo hängen zu bleiben in den Sattel geschwungen, als in der Ferne auf einmal die Sirenen losheulen. Allerdings heulen samstags die Sirenen immer irgendwann los, es ist der wöchentliche Probealarm im Landkreis. Deshalb achtet Raimund auf das Getute und Geblase auch gar nicht, und gibt statt dessen Young Lady gefühlvoll die Sporen.
Nach ein paar Minuten, Raimund reitet auf der Koppel gerade im Kreis herum, nähert sich sein Nachbar, der Bauer Bepp, panisch mit dem Traktor und schreit im Vorbeifahren, heute sei wirklich was passiert, Raimund solle sich aus dem Staub machen, und zwar so schnell er nur könne.
Raimund reagiert sofort. Kopfnickend und indem er noch schnell mit dem ausgestreckten Zeigefinger gegen die Krempe seines Cowboyhuts klopft, bedankt er sich für die Info, dann treibt er Young Lady bereits in die Scheune, schaufelt dem Pony Futter für ein paar Tage in die Krippe, läßt ein paar Wannen mit Trinkwasser vollaufen, schließt die beiden Fensterläden und verriegelt das große Tor. Anschließend rast er mit seinem Moped nach Hause, wo seine Mutter und seine Frau ihn verängstigt erwarten, und sperrt sich mit den beiden in den Keller. Dort fällt ihm ein, daß er Young Lady vielleicht doch besser hätte laufen lassen sollen und rennt wieder nach oben.
Klagend versuchen die Frauen, ihn aufzuhalten, doch Raimund ist in Gedanken schon wieder voll in Aktion. Er startet sein Moped und braust den kleinen Hügel hinan, wo oben Young Ladys Scheune schon wieder in Sichtweite kommt. Sekunden später schleudert dann eine Bombe, deren Wirkung die Vorstellungskraft Raimunds und noch viel mehr diejenige Young Ladys übersteigt, die man möglicherweise allein noch mit der Sprenggröße "Quadriga-Tonnen" halbwegs festzuhalten vermag, die Scheune, Raimund, der Berg, ja, mehr oder weniger den ganzen Kontinent aus ihrer jeweiligen körperlichen, weltlichen, irdischen Existenz.



Freitag, 10. September 2010

Ihr Wesen war von wärmender Kühle.



Ihr Wesen war von wärmender Kühle.


Zwei Menschen auf hoher See



Zwei Menschen auf hoher See, allein, pudelnass. Sie tragen noch ihre Kleidung. Noch nicht erschöpft, wirken sie doch völlig verzweifelt und klammern sich aneinander.
Subtext: "Wie zwei Ertrinkende klammerten sie sich aneinander."

Nichtstuend und wie ein Franzose



Nichtstuend und wie ein Franzose.


Die zehn Angebote



Die zehn Angebote.


Ein guter Romanschreiber



Ein guter Romanschreiber: Der weiß einen Stoff in die Länge zu ziehen!


Blamagen der Weltgeschichte



Blamagen der Weltgeschichte. Alexander beißt in einen indischen Deko-Apfel, Perikles hält eine Rede mit zwei verschiedenen Sandalen, Cäsar legt im Suff ein Ei, Marc Aurel trifft sich mit seinem Diskus am Hirn, Augustinus rutscht über eine Bananenschale, die Pompadur erzählt einen Witz von vorgestern, Goethe trifft wieder einmal den Ball nicht, Nurejew stolpert über einen Kanaldeckel, eine Taube verrichtet ihre Notdurft auf Himmlers Kopf.


Mittwoch, 8. September 2010

Eine Katze mit Schlafstörungen



Eine Katze mit Schlafstörungen, um Mitternacht die Zeitung von vorgestern studierend, im Fernsehprogramm herumschaltend, um den Kühlschrank streunend, das Gefrierfach leerräumend.


You have to overstink it!



Eine wohnlich eingerichtete Baumhöhle. Der noch junge, aber schon erfahren wirkende Stinktiervater spricht zu seinem gelehrigen Sohn.
Subtext: "You have to overstink it!"