Der letzte Beluga
(Ein Film für Kinder)
Der Belugawal, dieses schöne und weiße Tier, ist vom Aussterben bedroht. Dennoch gelingt es der Menschheit nicht, den Beluga nun endlich unter Schutz zu stellen. Erst vor ein paar Stunden haben Ole und Noriaki, die beiden bösen Walfänger, den letzten Beluga ausgemacht, und liegen ihm seitdem mit ihrem tuckernden Walfangkutter auf der Pelle.
Doch so schnell lässt sich der Beluga nicht unterkriegen. In diesem Moment zieht er gerade, nachdem er den Nord-Ostsee-Kanal im Eiltempo durchquert hat, eine schnelle Linkskurve und biegt von der Nordsee in die Elbe ein.
Während er den Fluss nun weiter hinaufschwimmt, erblickt er am Ufer hintereinander mehrere Szenen, die in ihrer Beschaulichkeit beinahe wie Stilleben wirken:
Als Erstes gewahrt er eine Gruppe grogtrinkender Matrosen und Flusskapitäne an einem kleinen Lagerfeuer, dann zwei Mädchen die mit höchster Konzentration aus Matsch und Dreck einen Kuchen backen, später ein nacktes Pärchen im Schilfgras, eine Rotte Jungs, die Fußball spielen (mit dem kommenden besten Fußballer Deutschlands in ihren Reihen, dem, der bei der WM in siebzehn Jahren alles wieder gutmachen wird), und schließlich ein altes Ehepaar, das schweigend auf einer Promenadenbank sitzt.
Die Frau auf der Bank füttert gleichmütig Spatzen, Finken, Meisen, Amseln und eine Handvoll riesiger Klontauben. Ihr Gatte daneben sieht in tiefster Betrachtung versunken auf die Elbe hinaus.
Der Mann kommt dem Beluga gleich sympathisch vor, und für einen Moment streckt der Wal zum fröhlichem Gruß seinen Kopf aus dem Wasser. Kurz winkt der Alte zurück, dann jedoch schüttelt er seinen Kopf und wendet den Blick resigniert seiner Frau und den Vögeln zu seinen Füßen zu.
Da tauchen in der Ferne schon wieder Ole und Noriaki mit ihrem tuckernden Walfänger auf, und der Beluga muss wieder los.
Weiter und weiter gelangt der Wal nun den Fluss hinauf, und immer stärker spürt er, wie ihn langsam die Kräfte verlassen. Währenddessen bleiben Ole und Noriaki ihm unausgesetzt auf den Fersen und lassen mit ihrem Walfangkutter, dem die Luft anscheinend nie ausgeht, nicht von ihm ab. So scheint es unausweichlich, dass es mit dem Beluga zu Ende geht.
Dann aber taucht vor ihm wie aus dem Nichts ein großer Palast auf. Die Elbkönigin wohnt dort mit ihrer wunderschönen Tochter, dem letzten Elbdelphin. Die Tochter und der Beluga sehen sich verblüffend ähnlich, und die Königin erklärt, sie seien Bruder und Schwester und füreinander bestimmt. Es wird Vermählung gehalten. Ole und Noriaki werden unterdessen von den Leuten der Königin getäuscht und scheinen abzuziehen.
Nach der rauschenden Vermählungsfeier führt die Königin Delphin und Beluga mit einer Fackel in der Hand in den schummrigen Keller des Palastes. Alte Specksteinschnitzereien sind dort zu sehen. Die Königin deutet dem Paar die Schnitzereien aus. Wenn Beluga und Elbdelphin sich vermählten, so sagt sie, dann sei es so weit. Die vorletzte Schnitzerei zeigt die Königin mit einer Dose in der Hand.
"Was ist das?" fragt der Beluga neugierig.
Plötzlich hält die Königin eine Dose derselben Art in der Hand.
"HP 23." erklärt sie. "Es ist ein Virus und toxischer Stoff, der die Atmung des Menschen innerhalb kürzester Zeit lähmt. Kein Mensch wird überleben."
Ole und Noriaki rücken gerade mit einer ganzen Flotte an, als die Leute der Königin das HP 23 aussetzen.
Die letzte Schnitzerei ist zu sehen. Sie zeigt die mit Hilfe der Dose anbrechende Herrschaft der Königin.