Zweiter Teil der Nachlese aus "Das Ende der Menschheit - Ein Märchenbuch". Rosenstock nannte sich damals noch Kai-Wilhelm von Rosenstock-Bono, daher das Obskurum "Bono" im Titel.
Reste aus Bonos Schreibwerkstatt – Zweiter Teil
Ein Geschwisterpaar, Kinder schwerreicher Eltern, und das Verhängnis durch einen glücklichen Gendefekt überlebend, kämpft sich von seinem verwüsteten Wildlife-Hotel aus durch den mexikanischen Dschungel. Einige Stunden später erreichen sie völlig verschmutzt ein Dorf an der Küste, wo die einzigen vier Überlebenden sterbend die siebenhundert Opfer des Dorfes betrauern. Das einzige, was die beiden Geschwister in diesem Moment wahrnehmen, ist der schöne Strand mit dem paradiesisch und unverschmutzt blauschimmernden Wasser. Ihre Kleider von sich werfend, sich nach Reinigung sehnend, stürzen sie sich hinein. Als die Dorfbewohner auf die beiden Fremden aufmerksam werden, werden die Geschwister schon von den Haien gefressen.
Otto steht beim Pinkeln und hält Zwiesprache mit der Dame, die hinter ihm an der Wand klebt, Miss September '99, als er aus der Ferne plötzlich ausgelassene Partymusik vernimmt. Irgend jemand scheint dazu einen Witz zu erzählen, ungefähr zwanzig Millionen Menschen lachen fröhlich auf, Böller knallen, die Musik spielt mit bummernden Bässen weiter, dann ist auf einmal alles wieder still. Auf einmal wird Otto bewußt, daß etwas nicht stimmt. Er stürzt aus dem Klo, vergißt in seiner Panik sogar, sich den Reißverschluß zuzumachen, was er sonst nie tut, und stürmt auf die Straße hinaus. Es ist völlig still. Ein leiser Wind pfeift um die Hausecken, einige kleine Wolken ziehen über den Himmel. Das ist die Stille des Todes, die Stille unwiederbringlich verlorener Lebendigkeit. In dem Moment erlangt Otto absolute Gewißheit. Irgend jemand, weiß der Kuckuck, welcher Idiot nun, hat die fürchterliche Ramba Zamba-Bombe gezündet. Damit ist die Menschheit verschwunden, hat sich auf ewig verdünnisiert. Als legte ein Schalter in seinem Gehirn sich um, wird Otto von dem unbändigen Wunsch erfaßt, sich auszuklinken und verrückt zu werden.
The Art of Validation
Patientin Z., vierundachtzig, ehemalige Kreisbäuerin und zunehmend desorientiert, erregt, leicht agitiert, eilt durch den Wohnsaal.
"Meine Kühe, meine Kühe, ich muß meine Kühe melken, und die Millie, die Millie, die kalbt!"
"Aber Frau Z., das ist doch gar nicht mehr notwendig, daß sie die Kühe melken!"
"Was? Du Narr! Du hast doch keine Ahnung! Die Millie verreckt mir noch, die hat Koliken schon seit zwei Stunden!"
"Aber Frau Z.! Über ihrem Hof ist doch eine Neutronenbombe explodiert! Die hat alle ihre Viecher weggesprengt!"
"Ehrlich?"
"Ja, das können sie mir schon glauben, auf ihrem Hof gibt's überhaupt keine Kühe mehr, vom Hof ganz abgesehen! Alles ratzeputz weg! Da muß keiner mehr die Kühe melken!"
"Na, wenn das so ist."
Pat. beruhigt ab, beginnt, sich dem Salzstreuer und ihrem Abendessen zu widmen.
Meister Eder und sein Fusionsreaktor
Durch einen beinahe unmöglichen Zufall hat ein Segler als einziges Lebewesen die Thanatos-Bombe überlebt. Er gleitet in seiner Yacht über den Ozean, fünf Kilometer unbelebten Salzwassers unter sich, wie ein letzter, verschwindender Keim auf einer alles abtötenden Petrischale. Unendlich breiten sich die gleißend blauen Flächen des Meeres und des Himmels um ihn herum. Die ungemeine Größe der Erde, allein die Gewalt ihrer daseienden Masse wird ihm bewußt.
· Ein Film, in dem die tödlichste aller Waffen eine Gießkanne.
· permanente Düsternis, kaum was zu sehen.
· massiver Lärm und Action
· coole Ledermäntel für alle Darsteller, aber nicht SS, sondern nacxh Matrix-Art amerikanisiert.
· "Nimm die Gießkanne!"
"Was?"
"Die Gießkanne, die Gießkanne!"
…
"Achtung, er hat die Gießkanne!"
Bei irgendeinem Mystiker, oder war's doch im Dr. Faustus, die Notiz, der Tod sei ein Löwe, der unbemerkt und lauernd zwischen der wie erstarrt dastehenden Menschheit umher spaziert.
Auch wenn er sich ein wenig zurückgezogen hat, ist er im Grunde präsent wie nur je, und wird dies auch bleiben, egal, wie und wohin der Mensch sich entwickelt. Am Universum wird er sich überheben. Es lässt sich nicht aus den Angeln heben.
Refrain eines heiteren mittelalterlichen Lieds:
Kuckuck, Kuckuck, nimm alles nicht so ernst, es kostet dich höchstens die Welt.
Der letzte Mensch auf Erden ein Parkinsonkranker, gebückt, auf einen Stock gestützt, vollkommen gesperrt, beinah erstarrt, sich kaum mehr bewegend, nur gelegentlich noch ein klein wenig aufzitternd.
Dürers vierter Apokalyptischer Reiter, Gevatter Tod. Er ist der Gagman der Truppe. Er hilft nur aus, weil der Reiter, der ursprünglich für die Aktion vorgesehen, als es so weit war, unpäßlich war. Doch um so besser! Es bereitet ihm unheimlichen Spaß, unter den Menschen aufzuräumen, und mit irrem Blick hängt der Mann sich in seine Aufgabe.