Jack Rambo und das Ende der Welt
Jack Rambo und sein dilettantischer Assistent, das Ende der Welt, befinden sich auf Einsatz irgendwo zwischen Karakorum und Hindukusch. Man wird zwar nicht ganz schlau aus den Motiven der beiden, doch besteht kein Zweifel daran, dass sie im Einsatz für das Gute, den Frieden und für die freie Welt sind.
Das Ende der Welt ist eigentlich Zivilist, und nur zufällig in die ganze Handlung gerutscht. Aus dem Grund weiß es zu Anfang auch noch nicht, wie man einen richtigen Guerilla-Krieg überhaupt führt. Die meiste Zeit rennt es Rambo bloß vor den Füßen, seinen Schlagstöcken und seiner riesigen Panzerfaust rum. Doch es lernt schnell, quasi von Szene zu Szene, und nicht lang, da kann es schon sämtliche Waffengattungen bedienen und leistet seinem Chef immer wertvollere Hilfestellung.
Die ersten Attacken des Duos richten sich noch ausschließlich gegen schmaläugige Asiaten, bärtige Araber und Moslems. Dann schleichen sich langsam auch Blondschöpfe ein, Nazis, orthodoxe Juden, tibetanische Schamanen, und nach einer Weile sogar ein paar CIA-Agenten und Charlton Heston als antikisierender und zähnefletschender Patriarch, dessen Familie von ein paar von Rambos Handgranaten gerade in die Luft gejagt worden ist.
Das Ziel all der Angriffe Rambos und des Endes der Welt aber liegt ganz woanders, hoch oben auf einer asiatischen Alm, umgeben von Latschenkiefern, Bambushainen und Pandabären. Es ist der Bergbauernhof des Bergbauern 23, des größten Bösewichts überhaupt, der sein Leben lang nichts anderes getan hat als sich um seine mageren Felder zu kümmern und in seiner knappen Freizeit die Pandas mit Bambus zu füttern.
Eines Abends machen Rambo und das Ende der Welt im Schutz einer kleinen Höhle Rast. Ihr Ziel ist nun nicht mehr weit. Tatsächlich sieht man weit in der Ferne, noch ein wenig höher gelegen, ein Lichtlein glimmen. Es ist das Öllicht des Bergbauern, in dessen Schein dieser gerade in einer alten Ausgabe des Panda-Magazins blättert.
Für eine Weile passiert gar nichts. Während Rambo, um nicht außer Form zu kommen, einen riesigen Felsbrocken schnaufend und prustend aufhebt, fallen lässt und wieder aufhebt, wienert und poliert das Ende der Welt nur die Waffen und starrt ohne große Anteilnahme ins Feuer.
Dann bricht Rambo plötzlich zusammen. Das Ende der Welt stürzt auf ihn zu. Sterbend erklärt Rambo in den Armen seines Freundes, das jahrelange Steroiddoping habe ihn umgebracht. Doch er sei nur die Vorhut. Es werde neue Dopingmedikamente geben, mit denen man noch stärker werde, mit denen man ewig leben könne, und er, das Ende der Welt sei sein Nachfolger und müsse den Job jetzt zu Ende bringen.
Rambo stirbt, indem er seinen Kopf in einer fast komödiantisch anmutenden Bewegung zur Seite dreht.
Das Ende der Welt nickt feierlich. Es weiß, dass sein Augenblick nun gekommen ist. Den Blick offenbar vollkommen nach innen gewandt, schließt es die Augen und stellt sich gerade hin. Um es herum fangen die Höhlenwände, die alten Feuerstellen, der Dreck, die herumliegenden Knochenreste und Rambos Leichnam an kleiner zu werden.
23, der Bösewicht, der etwas unterhalb seines Bauernhofs die Futterkrippe seiner Pandas gerade mit Bambussnacks nachfüllt, sieht auf. Gerade noch beobachtet er, wie mit einem Krachen nicht weit entfernt eine Hügelkuppe zerbirst. Langsam wächst aus dem daraus entstandenen Loch das Ende der Welt hervor. Gleichzeitig verwandelt der Körper von Rambos Nachfolger sich in ein monströses Gerippe, dessen Gipfelpunkt und oberes Ende ein Totenschädel mit schauerlich klaffenden Zähnen bildet. Dann, den Kiefer zu einem stummen Schrei geöffnet, die Arme wie zum Angriff erhoben, schießt es mit einem Mal mit rasender Schnelligkeit in den Himmel hinauf.
Endlich, Minuten später, hat es wieder zu wachsen aufgehört, und steht nun ruhig da. Viele Kilometer ist es hoch mittlerweile und trägt in der Hand eine monumentale Sense. Mit nicht enden wollender Langsamkeit, langsamer als die langsamste Zeitlupe fängt es an, damit auszuholen.
Dann, mit einem leisen, die ganze Schöpfung durchdringenden Rauschen bereitet es allen Menschen unter dem Schwungkreis seines Schneidewerkzeugs ein Ende. Flugzeuge stürzen ab, Explosionen erschüttern die Luft, und Stille tritt wieder ein.
Schon tut das Ende der Welt einen Schritt nach vorn, sechshundert Kilometer lang, und lässt die Sense von Neuem herniedersausen. Schneller und immer schneller, mit faulem, pfeifendem Atem und fliegenden Beinen überquert es nun den ganzen Planeten, erledigt fünfhundert Millionen mit jedem Streich, bis es seine Aufgabe schneller als egal wer sich vorzustellen vermocht hat schließlich zu Ende gebracht ist.