Freitag, 26. Februar 2010

Die Deichcrew

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Die Deichcrew

Felsenschwer lasten die Zeiten auf den Schultern der Bevölkerung Norddeutschlands, doch noch lässt die sich nicht unterkriegen, noch schlagen ihre Herzen hoch, möglicherweise so hoch wie niemals zuvor in der Geschichte der Menschheit.
Gigantische Hochwasser suchen gegenwärtig einen Großteil ihres Lebensraumes, der großartigen norddeutschen Hochtiefebene heim. Militär, Technisches Hilfswerk und Hilfsorganisationen sind bis an ihre Grenzen mobilisiert, der Einsatz der Zivilbevölkerung ist überwältigend groß. Heldenhaft erledigen Hunderttausende ihren Dienst als Deichspäher, Deichläufer oder Sandsackschlepper.
So auch die Hansens, Else und Ulf. Erst gestern hat man sie zu Deichläufern ausgebildet, heute schon marschieren sie im Gleichschritt, ihre offiziellen rot-weißen Deichläufer-Schärpen über ihre linken Schultern geschlungen, über den Weserdamm zu Holzminden. Die beiden sind ein gut genährtes, brilletragendes Ehepaar irgendwo zwischen vierzig und fünfzig. In ihren riesigen tonnenförmigen Gore-Tex-Anoraks wirken Else und Ulf beinah wie Zwillinge, von denen nur einer, Ulf nämlich, wie zur Unterscheidung einen gemütlichen Walrossbart trägt.
Der Ausblick, der Else und Ulf von der Flussseite des Dammes entgegen kommt, ist beängstigend. Viele Meter hoch ist der Wasserlauf über die Ufer getreten, und dort, wo sonst die sanfte Uferlandschaft der Weser sich breitet, fließt ein einziges bräunlich-dreckiges Meer aus Flusswasser, übersät mit dahinschwimmendem Müll, Geäst und toten Fischen, wirbelnd und brausend der Nordsee zu. Bis auf zehn Zentimeter reicht die Weser inzwischen an die Deichkrone heran.
Die ganze letzte Woche spricht man schon von einem Jahrtausend-Hochwasser. So hoch stand die Weser in Holzminden noch nie. Sollten die Dämme bei diesem Wasserstand brechen, dann ist die Stadt unwiederbringlich verloren. Zudem hat sich die Hochwassersituation in den letzten Tagen noch einmal dramatisch verschärft. Zentimeter um Zentimeter ist der Weserspiegel gestiegen, völlig durchdrungen ist der Deich mittlerweile vom Wasser und aufgeweicht. Unzählige kleine Rinnsale bahnen sich ihren Weg auf die trockene Seite des Dammes in die Stadt hinein. Mit Millionen von Sandsäcken versuchen die Menschen das durch den Damm dringende Wasser zu stoppen.
Indessen marschieren Else und Ulf, die sich für ihren Deichläufer-Dienst extra Urlaub genommen haben, weiter auf dem Damme voran, auf der matschigen Deichkrone nach Zeichen von Auflösung zu suchen.
Nachdem sie eine Weile derart voran geschritten, tauchen in einer kleinen Flussbiegung hinter einem Wall aus Sandsäcken Olaf Olafsen und der alte Bröckelbrook auf.  Mit ernsten Mienen spähen die beiden Männer auf die Weser hinaus. Die Hansens machen kurz Halt an dem Wall und beginnen mit Olafsen und Bröckelbrook einen Plausch. Angeregt unterhalten die vier sich über das Hochwasser, über die aktuellen Entwicklungen auf dem Damm, die neuen Schlauchboote der Bundeswehr, ein wenig Tratsch aus der Nachbarschaft, und alle haben sie das Gefühl, an etwas Unheimlichem und Besonderem teilzuhaben.
Da auf einmal erbebt der Deich sich ein wenig. Das Weserwasser fängt an zu zittern und gegen die Deichkrone zu plätschern, an der Wasseroberfläche schaukeln kleine Wellen sich auf.
"Was is’n das?" fragt der alte Bröckelbrook belustigt. Die anderen Drei wechseln ratlose Blicke. Else und Ulf müssen plötzlich schmunzeln. Das Vibrieren des Damms, welches eben eingesetzt hat, erzeugt in ihren Beinen ein lustiges Gefühl.
Da fliegt hinter ihnen ein etwa hundert Meter breites Stück des Damms einfach in die Luft. Mächtig strömt die Weser durch die entstandene Lücke und ergießt sich über Holzminden.
Ungläubig sehen die vier auf die Stadt hinunter. Dann dreht der alte Bröckelbrook sich zufällig wieder zur Weser hin um und fragt noch einmal belustigter als zuvor:
"Was is’n DAS, Leute?“
Auch Olaf Olafsen und die Hansens drehen sich jetzt wieder um und erblicken das Folgende:
Fern über dem Wald, dort wo Bremen, dahinter Bremerhaven und noch weiter hinten Nordsee und Nordpol liegen, erhebt eine Welle aus Wasser sich, beinahe unvorstellbar, mindestens ein paar Kilometer hoch. Rumpelnd und zweifellos unaufhaltsam rollt die Welle auf Holzminden heran.





Dienstag, 23. Februar 2010

Quitting my day job


Quitting my day job and starting my life as a writer was a tremendous risk, it was a fools leap, a shot in the dark. But anything of any value in our lives, whether that be a career, a work of art, a relationship, will always start with such a leap. And in order to be able to make it, you have to put aside the fear of failing and the desire of succeeding. You have to do these things completely purely without fear, without desire. Because things we do without lust or result, are the purest actions that we shall ever take.
Alan Moore in "The Mindscape of Alan Moore"

Freitag, 19. Februar 2010

Treu sein wie eine Hundehütte.





Treu sein wie eine Hundehütte.


Familienrund

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Familienrund

   Ein schlichter Raum, irgendwo. Von der Decke hängt eine alte, mit Leinen bespannte Lampe. Ein Holztisch steht in der Mitte, die Wände sind leer bis auf zwei schlichte, vererbt wirkende Landschaftsbilder.
   Durch die beiden Fenster des Raums rechts und in der Mitte blitzen die letzten Reste der Abenddämmerung.
   Auf dem Tisch brennen zwei Kerzen. Um den Tisch sitzt eine Familie, Vater, Mutter, ihre drei Kinder. Sie sitzen still. Sie alle sehen, zufällig vielleicht, in die Flamme derselben Kerze. Eine unerklärliche Spannung liegt über der Szene.
   Der Vater senkt den Blick, faltet die Hände und hebt an zu beten:
   "Gott Vater im Himmel, in deinen Händen liegt unser Schicksal. Wir sind Würmer im Antlitz des Universums. Demutsvoll danken wir dir, oh Herr, immer, egal, was geschehen mag, Kinder deiner bleiben zu dürfen."
   Die Kinder pressen im Gebet ihre Hände zusammen. Der Älteste, er ist etwa vierzehn Jahre alt, schließt die Augen. Seine Lippen beben verzagend, Tränen fließen seine Wangen hinab.
   "Ich weiß, was du empfindest." erklärt der Vater so sanft er kann. "Du möchtest noch so viel sehen, erleben. Alles das, was dir die Menschheit versprochen hat. Ich weiß, dass das nur ein schwacher und herablassend klingender Trost sein kann: Aber glaube mir, mein geliebtes Kind, es macht keinen Unterschied. Im Antlitz Gottes ist alles gleich. Du bist ein Kind Gottes, so wie wir alle. Ein Teil von ihm."
   Der Junge scheint nicht zu reagieren, weint nur immer weiter. Auch die beiden Kleineren in den Armen der Mutter stimmen jetzt schluchzend mit ein. Draußen wird es hell. Der Vater erhebt sich, sieht nach draußen, legt lautlos eine Hand auf den Nacken des Ältesten. Fernes Grollen wird laut, mit ihm verstärkt sich das Weinen der Kinder.

In der Art des 11. Septembers

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In der Art des 11. Septembers

In der Art des elften Septembers:
Eine Familie sitzt vor dem Fernseher, unfähig, sich von den Live-Bildern der Anschläge auf Paris los zu reißen. Niemand weiß, was sich in dem abgesperrten Stadtkern gerade abspielt. Man schaltet hin und her zwischen verschiedenen Kommentatoren, einer davon dreht sich um, eine Hand am Kopfhörer, und meint mit knisternder Stimme: "Jetzt scheint sich etwas zu tun..."
Eine Feuerwelle steigt auf, schlagartig ist das Bild weg, dann der Ton. Nach einigen Sekunden die Meldung aus dem Sendezentrum: man wisse nicht, was geschehen sei.
Der Vater ruft bei der Tante an, die hundert Kilometer entfernt von Paris wohnt. Die Leitung ist tot. Dann beginnt der Boden zu vibrieren, in der Ferne schon zu erkennen: Die mächtige Krone der Feuerwalze. Die Familie weiß sofort, daß es aus ist, that it's all over now.

Aus: Dostojewski, Aufzeichnungen aus einem toten Hause


Wer nur einmal diese Gewalt, diese unumschränkte Herrschaft über den Leib, über das Blut und den Geist seines Mitmenschen, der so wie er selbst geschaffen ist, seines Bruders nach dem Gebote Christi gekostet hat; wer diese Gewalt und die Möglichkeit kennengelernt hat, ein anderes Geschöpf, das das Ebenbild Gottes in sich trägt, aufs Tiefste zu erniedrigen, – der hat keine Macht mehr über seine Empfindungen. Die Tyrannei wird zu einer Gewohnheit; sie hat die Fähigkeit, sich zu entwickeln, und schreitet wie eine Krankheit fort. Ich bestehe darauf, daß auch der beste Mensch infolge einer Gewöhnung so roh und stumpf wie ein Tier werden kann. Das Blut und die Macht berauschen den Menschen: unter ihrem Einflüsse entwickeln sich Roheit und Zügellosigkeit; dem Geiste und Gefühl werden selbst die unnormalsten Dinge zugänglich und zuletzt auch süß. Der Mensch und der Bürger gehen in dem Tyrannen fast immer zugrunde, und die Rückkehr zur Menschenwürde, zur Reue, zur Wiedergeburt wird ihm schließlich unmöglich. Außerdem wirken das Beispiel und die Möglichkeit einer solchen Willkür auch auf die ganze Gesellschaft ansteckend: in einer solchen Gewalt liegt etwas Verführerisches. Eine Gesellschaft, die sich solchen Erscheinungen gegenüber gleichgültig verhält, ist schon in ihrem tiefsten Kerne angesteckt. Mit einem Worte, das Recht seinen Mitmenschen einer Körperstrafe zu unterziehen, ist eine der Eiterbeulen der Gesellschaft, eines der stärksten Mittel, um in ihr jeden Keim und jeden Versuch einer Zivilisation zu vernichten, und ein ausreichender Grund zu ihrer unvermeidlichen und unbedingten Zersetzung.

So früh schon








So früh schon       
zurück, Depression?






Mittwoch, 17. Februar 2010

Statt Crocodile Dundee ein Deutscher



Statt Crocodile Dundee ein Deutscher, Wiesel von Wurstmann, ein Berufsjäger aus dem Schwarzwald. 


·        Wiesel wird für eine Folklore-Veranstaltung mit seinem Jagdverband nach New York eingeladen.
·        Während des Trachtenumzugs Verwicklung in eine Verfolgungsjagd.
·        Hamlet, ein witziger Farbiger, wird von einem Verbrechersyndikat verfolgt. Es geht um zwei Tonnen Crack, von denen er nichts weiß.
·        Bekanntschaft mir der Philosophiestudentin Trixie, Joan oder Camilla (Hamlets Nachbarin). Nicht die Koslowski, irgendjemand, der auch witzig sein kann, die Nicoletti etwa, oder Wynona Rider, falls die noch lebt.
·        Permanent Schlägereien und gefährliche Situationen, in denen Wiesel sein Können beweist.
·        "Das soll ein Messer sein? Das ist ein Messer!" Wiesels Jagdmesser, es ist so groß wie eine Machete, mit Hirschhorngriff und diversen Verzierungen, wie es sich gehört.
·        Wiesel hat Bärenkräfte. Statt der Bumerang-Antenne wirft er irgendeine gewöhnliche Dachantenne vom fünfzehnten Stock und trifft punktgenau.
·        Trixie wird von einem wilden Tier attackiert, doch Wiesel kann helfen. Indem er beeindruckend das Brüllen eines Auerochsen imitiert, kann er das Biest, es ist ein Hase oder ein Reh, vertreiben.
·        Trix in manchen Szenen so dämlich, wie eine Frau nur im Film sein kann. Als Wiesel anfängt, Heidegger zu parodieren, setzt sie sich ängstlich auf die Bettkante und hält Wiesel für einen Schwerverbrecher. Der muss aufklären, dass die Parodie Teil eines Sketches sei, den er alljährlich auf dem Treffen des Schwarzwälder Jagdverbandes aufführe. Doch auch danach bleibt Trixie noch eine Weile ängstlich und anschmiegsam wie ein schutzbedürftiges, nach herrischer Behandlung verlangendes Kätzchen.
·        Kurz vor Schluss die Überraschung. Hamlet ist der geheime Chef des Syndikats. Keiner weiß recht, warum, doch das macht nun auch nicht mehr viel. Wiesel, auf faszinierende Art allwissend, hat damit gerechnet, und seine Jagdkumpane und die sympathische Polizei von New York bereits informiert.
·        Happy Ending im Schwarzwald. Alles, was schlecht ist, ist tot, in Amerika oder hinter Gittern. Wiesels Hauswirtin im Schwarzwald-Dirndl, deren Schwester Mathild in der Lederhose.

Samstag, 13. Februar 2010

Träume


Entstanden Anfang der 2000er. Einige Male überarbeitet, doch wie stets: Je mehr man an der Form fieselt, desto ablehnender die ohnehin bereits verständnislose Kritik.



Träume


Bin auf der Love Parade oder so, Wahnsinn, vor ner Million Leuten, total auffällig, Supermusik, alles tanzt mit, die ganze Zeit abtanzend, endsgeil, und alle schaun zu, vor ner Million Leuten...
Bin Superrapper, farbig, lauter Gold dran, Supertänzerinnen wackeln hin und her um mich rum, ich sitz da, schau Richtung Kamera, Froschauge, nach unten, lamentier händefuchtelnd: YoYo, HipHop und so! Hinter mir zwei Typen, riesig, breit, Sonnenbrillen, rap die ganze Zeit, Superreime, alle neu, alles super, Gold glänzt wahnsinnig, vielleicht ein Auto, Supercabrio, rumfahren durch LA, alles tanzt mit, wildfremde Typen auf der Straße stimmen wütend mit ein, fuchteln mit den Händen, weiße Zähne, alle begeistert, wieder heim, lauter Kumpels sind da, meine Super-Braut auch, wartet nur auf mich, usw...
Bin ein Flaneur, total cool, über die Champs Elysees, Baskenmütze unterm Arm, auf dem Kopf ein Baguette, alle schaun: Quel charme! Quelle elegance! Bleib cool. Flanier weiter. Hab schon ein Ziel: Sie, die mit Sicherheit wartet...
Bin wie Robin Williams, total nett, zu allen, aber auch lustig, berufstätig, alle mögen mich, hab Bart. Hab aber auch ein Problem, bin einsam, kann es nicht ändern. Dann treff ich sie... Alles wird gut, wird noch besser...
Auf einer Konferenz, halt kurzen Vortrag, total wichtig, alle hörn zu, sind selber wichtig, nicken die ganze Zeit. Dann auf die Straße, im Audi, superdick, 400 PS, überhol alle, fahr 130 statt 80, darf das, pass auch auf, jeder: "Respekt!", staunend. Dann schnell heim vor die Haustür, Supergirl wartet im Mini auf mich, alle schaun zu...
Ich im Geschichtsbuch: Wichtigstes Kapitel, Superfotos, Händeschütteln mit allen, Superkonferenzen, weiß als einziger richtig Bescheid, Superrespekt von allen...
Bin Emma Thompson, braungebrannt, Mittelalter, vortechnisch, Shakespearefigur, Wortgefechte, hin und her mit dem Bärtigen, Rosenkranz, Güldenstern, die ganze Zeit, werd irgendwann seine Braut, total lustig, im Herzen kitschhaft romantisch, Happy End bis zum Schluss...
Ich, Superparty, leg auf, Supermusik, Supertypen, Frauen, alle: "Woher die Musik?", "Woher?" Ich: "Ganz normal.", "Nix Besonderes." Schon was Besonderes. Supermusik. Die Beste. Hab selber rausgefunden...
Sitz cool im Auto, Sonnenbrille, Ellbogen aus dem Fenster, hinten, auf meiner Hutablage Superzeitschrift, Vorderseite nach oben, merk nix davon, alle gehn vorbei, drehn sich um, meinen: "Fahrer hat recht", "ist die coolste von allen", "hat sie wohl zufällig dort liegen..."
Bin Französin, total süß irgendwie, geistreich, geheimnisvoll, Piepsstimme, romantisch, Liebhaberin, Cafe au lait, geschnittene Fingernägel, Atlantikwind in den Haaren, Gauloises dans ma bouche, Juliette Greco dans mon Walk-Mann...
Bin ein Trendtyp, total selbstbewusst, kurze Haare, Sonnenbrille über der Glatze, schicker Anzug (braun oder so, mit Weste), superschlank, aber sportlich, fahr SMART, mach Internet oder Werbung oder so. Total cool...
Bin Rockstar, sing Supersong über mein Leben als Rockstar. Das Video im Superpool, irgendwo in L.A., Supermädels in Bikinis, reiben sich an mir rum, als gäb's nichts Bessres, lustvoll geöffnete Lippen. Gibt ja auch nichts Bessres! Bin ein Star, wie Robbie Williams oder so. Supercool. Mädels in Bikinis am Pool. Reiben sich an mir rum, total lustvoll. Und ehrlich. Am Pool. Bin ein Star. Wie Tom Jones oder so. Coole Sprüche am Fließband. Aber mit Herz. Sex mit den Mädels am Fließband. Kann aber auch! Bin ein Star. Frauen am Fließband. Superpotent. Wie Robbie Williams oder so. Hab auch Tattoos. Total cool. Und Muckies, Waschbrett, unten, oben. Wie Greg Louganis oder so. Weiße Badehose. Total cool, usw...
Ich total wütend, He, Scheiße, he, verdammt nochmal! HipHop die Losung und die Lösung. Alle total sauer, stimmen zu. Superradau, aber nicht aggressiv, lieber bürgerlich oder so...
Bin Rembrandt. Alles barock, Turban und so. Mal in Windeseile, Meisterwerke am Stück. Alle schaun zu. Wahnsinn. Guernica, Beckmann, Selbstporträt, Wahnsinn...
Bin Autor, superrealistisch, weiß, wie's in der Welt zugeht, überhaupt, bin der superrealistischste von allen, supercool, knallhart, aber so gehört's gemacht, bin legendenumwoben...
Ich Super-Fußballer, werd kurz vor Schluss eingewechselt, fünf Tore in zehn Minuten, lauter Tricks, Fritz Walter und so, schaff den Ausgleich, genau mit dem Schlusspfiff, Wahnsinn. Dann geht's erst los, werd verletzt, raff mich auf, Supertor in der letzten Minute, Weltmeister, Europameister, Champions League, Supercup, alles in einem. Superjubel, die Welt zu Füßen...
Werd fertig gemacht, völlig zu Unrecht, Prellungen, Blut aus dem Mundwinkel und so, mehr aber nicht. Alles auf Film. Vorm Fernseher: die ganze Welt fassungslos. Ich total mutig, nehm jeden Schlag hin, muss schwer verletzt lachen: "Die - können mir - nichts, röchel, ächz,- anhaben!.."
Ich der Läufer von Marathon. Brech nicht zusammen. Mach Meldung stattdessen. Alles jubelt. Hebt mich hoch. Werd Präsident von Athen oder so...
Lieg krank im Bett, die Hoffnung schwindet... Alle sind da, besorgt… Dann, unermessliche Kraft meines Willens und so, erhol mich Schritt für Schritt, immer noch alle da, sind total froh, Tränen der Rührung, dichte ein Meisterwerk...
Bin ein Genie. Sprech total in Rätseln. Jeder: "Was gemeint?", "Was er gesagt?.."…
In einem Tanzschuppen, cool, der Beste, Flackerlicht, dunkel, supersynchron alles, alle rocken, supersynchron. Ich voran auf der Tanzfläche, alle mir nach, supersynchron. Dann in die Bar. Supersynchron. Überhaupt danach... supersynchron, alles, supersynchron...
Ich im Labor, der Professor verblüfft: "Diese Werte.., ein Übermensch!" Ich gar nichts gewusst. Dafür jetzt, richtig los! Verborgene Fähigkeiten und so...
Bin Italienerin, dürr, auf dem Weg zum simplen Job; trotzdem cool, Riesennase, klimper mit meinen Schlüsseln, cool, schau niemanden an. Oder irgendwie doch. Aber egal, total cool...
Superpub irgendwo, ich in der Runde, alle Superdrinks, Guinness und so, alles hört zu, auch die Nachbartische. "Er hat recht!" Natürlich! Muss lachen, red weiter...
Ich das Bundesverdienstkreuz. Alles formell, ehrenhaft, total. Promis, Politiker, alle da, der Präsident, Pinguin, eine Rede. Dann Essen, Super-Luxus-Büffet, dann Party, super, Wahnsinn, Daimler Fun-Park, Frauen en masse, Superautos drehen sich kreisförmig auf Podesten, MTV mit dabei. Alles tanzt ab. Ich mit dem Kreuz in der Mitte...
Bin Frau, total hübsch, chic (getönte Brille (rot), enge, flatternde, durchsichtige Sachen und so), aber genervt, total genervt. Wie die Typen mich ankotzen! Glotzen! Voyeure, Halbstarke, Verlierer. Nicht meine Kategorie. Mein boy-friend dagegen: edel, das Beste. Ebenso alles andere, mein Wochenendauto, meine Espressoküche, meine Face- und Bodywashs, etc...
Ich in der Werbung, Superspot, total lustig irgendwie, Superpointe, nie dagewesen, aber auch gutaussehend, total gutaussehend...
Bin drogenabhängig, aber cool, ganz realistisch, menschliches Elend und so, kenn lauter Leute, bin in der Szene, Promis, coole Gespräche, Weltschmerz, aber alles durchschauend, alles ein Film, krieg den Oskar, alle schaun zu...
Ich als Superfestredner. Alle hörn zu. Total super. Klassische Rede und so. In die Geschichtsbücher...
Ich Geschäftsmann, Superanzug, 5000 Euro, auf der Sonnenterrasse: "Ja, verkaufen, ver-kaufen. ... Ja, kaufen, kau-fen. ... zwölfeinhalb Millionen, nein, mehr nicht, sowieso, ja, tschüs." Alle schaun zu, bewundern mich von der Seite...
Ich, total zufrieden, bin Musiker. Werd fotografiert, mach Werbung für irgendwas, schau cool, rauch, drunter steht: blabla, Musiker. Alle sehn mich beim Lesen, Superanerkennung, auch Kohle...     
Plötzlich ein Eisbär, bin im kalten Polar, Einsamkeit, grenzenlos, trotzdem irgendwie gut, Sonnengeglitzer, blauer Himmel, unendlich, ab und zu mal ein Seehund, Fressen für Tage, nur der Eiswind und ich, sein Gepfeif, hört nie auf...
Bin Videohauptdarsteller, total cool, steh nur rum, alles im Griff, Superfrauen, gehn irgendwo hin, aber die Beats von mir, yeah! Alles im Schatten, Nacht, auch meine Blicke, cool, die Frauen näher, Superbeats, alle von mir, bin eigentlich DJ, kurze Einblendung in Aktion, alles tanzt, total cool, die Frauen und ich sehn uns an, sie lasziv, wir könnten schon, wenn wir möchten, wollen aber nicht, weiß auch nicht warum, ist eben Video, total cool, kommt total gut...
Hab Kleinkind, Wahnsinn, super, total intelligent, lacht immer, Wahnsinn, Vatergefühle…
Bin Hansi Hinterseer, muss immer lachen, Superfrau, bin immer glücklich, hab immer Trachtenzeug an den Füßen, kann auch skifahren, hätte das Zeug zum Weltcupsieger gehabt, aber egal, werd vielleicht der größte Volksmusikstar aller Zeiten, vielleicht auch nicht, bin immer glücklich, muss immer lachen...
Ich, total cool, kann haben, was ich will, kann auch Bon Jovi sein, wenn ich will. Total cool. Kann haben und sein, was ich will, jederzeit...
Bin Boygroup, seh super aus, total gutaussehend, alles synchron, Supererfolg, Wahnsinn...
Bin Supertap, simpel, total glücklich, unbewusst, mal amüsiert, mal sauer, je nach Hollywood/ Fernsehen/ BILD/ Technik-Neuheiten-BILD. Trink Bier, Fanta, Cola, auch fünf oder zehn, je nach Stimmung, Claudia gibt mir Halt, Superfrau von mir, hab auch Kumpels, in großer Anzahl...
Heirat Jane Fonda, sie erst 20, ich auch, sehn super aus, alles konstant irgendwie, Beziehung und so. Alles total konstant..
Damals, werd Einundzwanzig, bin noch daheim, die Kawasaki, 250er, alle schaun zu, Manu auch, geb super Gas, kein Unfall, nein, fetz weg, wie Rakete, Hinterrad, Superrauch, außer Sichtweite, alle stolz, komm zurück, Manu in Zeitlupe, kommt auf mich zu, bin kein Schwachkopf mehr, hält mich nicht mehr für blöd...
Ich ein Student, Supertasche, Superfrisur, lauter Freunde, mach Neuanfang, weiß, was ich will, mach Karriere...
Bin eine Frau. Total spontan. Lach immer, usw...
Im Schlaf, wälz mich hin und her, schwitz, leid, alle schaun zu, mögen mich, haben Mitleid, draußen wird's hell, Sonne blinzelt rauf, Morgendämmerung von Grieg, wach auf...